Sich mit dem eigenen Tod befassen?

Neulich bin ich am Kiosk vor einer Sonderausgabe der Zeitschrift GEO kompakt stehen geblieben. Mit grossen, hellblauen Buchstaben stand da „Tod“ drauf, genauer gesagt: „Wie wir mit dem Tod umgehen“.

Ich musste die Zeitschrift in die Hand nehmen, das Inhaltsverzeichnis durchschauen und ein paar Seiten in speed reading Technik überfliegen. Da schreibt und grübelt Herr Martenstein, ob es möglich ist, sich mit der eigenen Sterblichkeit abzufinden, in einem anderen Artikel geht der Autor der Frage nach, was nach dem Tod kommt. 

Ja, kommt da was? Wenn ich meinen Mann zitieren würde, dann müsste ich ein dickes „Nein“ schreiben. „Nein, wozu auch? Es ist dann fertig – Schluss – das war es dann eben“ meint er.

Immer, wenn der Tod jemanden in meiner Nähe nimmt, denke ich wieder an die eigene Sterblichkeit, manchmal länger, manchmal nicht, dann holt mich das Hier und Jetzt wieder ein  und ich verschiebe das Thema weiter nach hinten.

Irgendwo ist ja die Hoffnung, dass eigene Ende komme nicht gerade in den nächsten Tagen. 

Sehen, wie unsere Tochter erwachsen wird, ihren eigenen Lebensweg geht, vielleicht die Welt bereist, einen Beruf erlernt und all das, was man sich so als Mutter wünscht – ja das möchte ich schon noch sehen. Möchte ich.

Doch wir wissen alle, es kann manchmal so unglaublich schnell gehen.

Schon als im März 2016 ein Mitglied unserer Familie gestorben ist, habe ich mir vorgenommen, mich mit meinem eigenen Ende auseinanderzusetzten. Warum?Damals habe ich zum ersten Mal ganz nahe mitgekriegt, was alles zu organisieren und zu entscheiden ist, und dass das Ganze schnell zu viel werden kann und das normale Leben, das ja dann nebenher noch läuft, zudem die ganze Situation erschweren kann.

Ich habe ein paar Tage lang im Internet herumgesucht und gestaunt, was es da alles gibt. Es gibt tatsächlich Seminare, an denen man seine eigene Beerdigung vororganisiert, seinen eigenen Nachruf schreibt und schon alles fixfertig vorbereitet und in einem Ordner zusammenfasst.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie erstaunt ich war und wie sonderbar mir das damals vorkam. Heute sehe ich es schon anders. Vielleicht kommt das mit dem Alter?

Lange habe ich mich nicht mehr mit dem Thema Tod auseinandergesetzt, bis eben heute, also ich diese GEO kompakt Ausgabe  vor mir sah.

Wir können die Art unseres Todes nicht bestimmen, doch die Bestattung schon.Soll ich das zuvor nun wirklich machen? Mich mit meinem Tod genauer beschäftigen? Die Liedauswahl, die Blumen und den Trauertext selber formulieren, ja sogar die eigene Todesanzeige formulieren?

Ich denke bis zu einem Teil möchte ich das, ja.

Was ich schon mal weiss: (und mit euch teilen kann)

  • Ich will keinen Sarg sondern eine Urne, das einfachste Modell, ohne Schnickschnack
  • Die Asche soll an verschiedenen Orten sein, ein Teil daheim, wo meine Familie lebt, sofern sie das möchte, ein Teil in einem Urnengrab meiner Gemeinde
  • Es soll wenig Blumen geben, am liebsten Hortensien, meine Lieblingsblumen
  • Musik ab Band: von Herbert „Glück“ ( Stand September 2019)
  • Das Abschiedsritual soll in keiner Kirche stattfinden, lieber irgendwo draussen, über den Ort muss ich mir noch Gedanken machen

 Eines nehme ich  mir jedoch fix vor: ich will ein paar Dinge (Testament) notieren, es einer  lieben Freundin zum Aufbewahren geben, damit sie es dann an jenem Zeitpunkt öffnet und liest, und damit das macht, um das ich sie bitte.

Wie geht es dir?

Machst du dir Gedanken über den Tod? Oder sogar über deinen Tod?

Findest du den Gedanken deine eigene Beerdigung zu planen geschmacklos/gut/sonderbar/ neu….

Vielleicht nimmst du diesen Text als Anregung, den Tod mal genauer anzuschauen, vielleicht entstehen ja ganz spannende Diskussionen in deiner Familie.

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Liebe Barbara
    Das ist ein Thema bei dem manche von uns entweder Gänsehaut oder Schweissausbrüche bekommen oder sich bei ihnen alles zusammenzieht.
    Konfrontiert wurde ich vor ein paar Jahren einmal, als bei einer Weiterbildung die Aufgabe gestellt wurde, die eigene Liturgie zu verfassen. Wie wollen wir unseren Hinterlassenen in Erinnerung behalten werden? Die Aufgabe schockierte erst, aber ich liess mich darauf ein und schrieb einen ersten Teil, legte es aber zur Seite. Dann vor eineinhalb Jahren starb meine Schwiegermutter und der Stress, der damit verbunden war, führte mich zu meinem Laptop zurück um weiter zu schreiben und dazuzufügen, was im Falle meines Todes passieren müsste. Es ist noch immer ein ‚in Arbeit bleibendes‘ Dokument, aber mein Mann weiss, dass ich auf meinem Laptop habe.
    Nun, um ehrlich zu sein, ich habe Angst, dass es nicht bereit ist, wenn es gebraucht wird und ich glaube, dass es wichtig ist, mir bald die Zeit zu nehmen um es fertig zu stellen. Ordnung in den Tod bringen und abschliessen…..Ich hoffe, man versteht mich richtig.
    Dieses Thema geht uns alle an und man darf auch darüber reden!!!

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    • Liebe AJ
      Herzlichen Dank für deinen ganz persönlichen Kommentar. Das ich mit diesem Thema entweder Gänsehaut oder Schweissausbrüche auslöse ist mir bewusst. Das soll ruhig so sein. Ja, man soll darüber reden, denn wie Anthony Hopkins sagt: „Keiner von uns kommt lebend hier raus.“

      Antworten
  • Liebe Barbara, danke für deine Gedanken über den Tod. Niemand spricht gerne über den Tod und doch finde ich es ist wichtig dass man darüber spricht, irgendwan trifft es uns alle. Ich habe das Glück dass meine Eltern immer über den Tod gsprochen haben und uns Kinder auch mitgeteilt haben was sie für Wünsche haben. Ich persönlich denke dass, diejenigen die bereits vor uns gegangen sind auf uns warten. Und natürlich möchte ich auch noch Leben und miterleben wie meine Neffen, Nichte und Gottakinder heiraten.
    Lieber Gruss Petzi

    Als der Regenbogen verblasste
    da kam der Albatross
    und er trug mich mit sanften Schwingen
    weit über die sieben Weltmeere.
    Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts.
    Ich trat hinein und fühlte mich geborgen
    Ich habe euch nicht verlassen
    Ich bin euch nur ein Stück voraus

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    • Liebe Petzi
      Ich danke dir für deine Gedanken und deinen Kommentar. Ich wünsche dir, dass auch du noch viel Zeit hast um das Grosswerden deiner Neffen, Nichten und Gottakinder mitzuerleben.
      „Der Kleine Prinz“ in deinem Gedicht sagt es so schön: Ich bin euch nur ein Stück voraus.

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