17 Tage mit Handgepäck durch Japan

Japan Japan, was für ein wunderbares Land!

Nach einem 12 Stunden langen Flug bin ich total müde in Narita gelandet. Wie so oft bei der Passkontrolle kennt die Frau hinter der Glasscheibe Liechtenstein nicht. Sie dreht den Pass mehrmals in der Hand herum, sie schaut auf den Bildschirm vor ihr und schlussendlich telefoniert sie. Ich warte und warte. Nach längerer Zeit kommt ein Beamter und führt mich ab in ein kleines Räumchen, er gibt mir zu verstehen, dass ich hier zu warten hätte. Ich warten und warte und nach gefühlten 20 Minuten kommt ein sehr freundlicher Herr und entschuldigt sich und verbeugt sich und murmelt etwas auf Japanisch vor sich hin. Okay, ich darf weiter zur Gepäckausgabe. Mein Koffer liegt alleine auf dem Förderband und dreht seine letzte  Runde, bevor ich komme. Nun hole ich mir den JR Rail Pass am Schalter, mein Pocket Wifi Voucher tausche ich gegen das kleine Kästchen ein und mit dem Narita Express geht es nun endlich rein nach Tokyo!

Kaum zu glauben, ich bin da! Tokyo!

Unglaublich, ich – alleine unter fast 40 Millionen Menschen. Ja, bin ich eventuell gerade die einzige Liechtensteinerin in dieser Stadt? Was für ein schönes Gefühl….

Ich komme im Hotel an, beziehe mein kleines, sauberes und sehr zweckmässig eingerichtetes Zimmer in einem APA Hotel. Nur kurz Koffer auspacken, duschen und dann will ich raus, Asakusa entdecken. An jeder  Ecke: staunen, Handy raus und Foto machen, weiter laufen, staunen und wieder Foto machen. Genau so geht es mir dann tagelang, ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr hinaus. Ich werde euch hier nicht mit Tempelnamen langweilen, nicht jede Sehenswürdigkeit aufzählen, nein, ich berichte euch kurz von MEINEM Japan, von all den kleinen Dingen daneben…..ok?

Ich fahre nach Shibuya, zur grössten Kreuzung der Welt, laufe über die Kreuzung und staune über die Menschenmasse, die sich hier über den Zebrastreifen schiebt. Ich  empfinde die Stadt selten als laut, alles ist so kontrolliert und organisiert und so ganz anders als alles, was ich bis jetzt gesehen habe.

Lange laufe ich noch umher, falle dann nach einem kurzen Besuch im Hotel Onsen todmüde ins Bett. Juhu – meine erste Nacht in Asakusa – kaum zu glauben.

Über Airbnb habe ich kurz vor meiner Abreise eine „Kimono-Walking-Tour“ gebucht. Zusammen mit Asami und Mimi bin ich bei 35 Grad im Kimono und auf Holzgetas durch Tokyo getippelt, wir haben Fotos gemacht, gelacht und vieles von Asami über Stoffe, Kimonos, und die japanische Kultur erfahren. Ja, es hat unglaublich Spass gemacht, ich kann es euch nur empfehlen.

Tokyo – ich habe mich verliebt! 

An einem Abend treffe ich dann endlich Marie K.! Nein, nicht Maire Kondo, sondern eine ganz hochbegabte junge Ärztin, die ich im März in Vaduz kennengelernt habe. Wir essen zusammen Shabu Shabu, reden über das Aufwachsen in Japan, Erziehung, Selbstmord, Schule, Depressionen, Medizin, Beziehung, Heiraten und Sterben. Ach was für ein wunderbarer Abend – ich bin mir sicher, ein Abend mit Marie Kondo wär nicht so interessant gewesen. Und ich bin mir sicher, auch von „meiner“ Marie wird man  noch so einiges lesen und hören!

Was für ein Glück ihr begegnet zu sein.

Ich reise weiter nach Kanazawa, schlafe für 3 Nächte in einem wunderbaren Ryokan und entdecke wieder unglaublich schöne Sträßchen, imposante Tempel und alte Häuser. Ja, es gibt überall so viel schönes Kunsthandwerk zu bestaunen und nur mein kleiner Handgepäckskoffer und die Gewissheit, dass ich ja noch mehrere Tage unterwegs sein werde, halten mich vom Kaufen ab. Hätt ich doch einen grossen Koffer mitnehmen sollen???

Ganz klar nein, denn das Reisen in Japan mit grossem Koffer wäre für mich ein Hindernis gewesen. Rolltreppen und Fahrstühle gibt es nur selten, zudem musste ich mir so immer wieder die Frage stellen: “ Brauche ich das  wirklich?“

Ich reise weiter nach Takayama, übernachte dort in einem einfachen Guesthouse und laufe von früh bis spät durch die Strassen und ab und zu werde ich etwas sentimental, denn es ist niemand da mit dem ich staunen kann und mit dem ich all die wunderbaren Eindrücke teilen kann. Ja niemand, dem ich auf die Schulter hauen kann und sagen: „Oh mein Gott schau dir DAS mal an! “ Zu 90% bin ich aber glücklich alleine unterwegs zu sein.

Dann ist es endlich so weit!  In Matsumoto treffe ich mein Patenkind Hannes. Er ist der Grund, weshalb ich mich ganz spontan im März dazu entschieden habe, nach Japan zu reisen. Die Freude ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen ist gross und er meint gerade auch es sei komisch „endlich wieder Dialekt reden zu können“. Wir reden und reden und laufen und laufen und fahren dann weiter nach Kawaguchiko, in die Nähe des Fuji. Als wir nach langer Fahrt dort ankommen, sehen wir den Fuji  ohne Wolken – was für ein Glück! Hannes spricht gut Japanisch und mit ihm habe ich endlich jemanden zum Ausgehen, gemeinsam Essen gehen und auf Dialekt plaudern. Ja es macht schon einen grossen Unterschied, wenn du auf japanisch das Essen, das Bier und den zweiten Umeshu bestellen kannst! Kampai!!

Da das Wetter nicht so gut ist, besuchen wir  in Kawaguchiko den öffentlichen Onsen und tummeln uns als einzige Europäer in den heissen Quellen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir diese heissen (42 Grad) Bäder so gut tun. Nach jedem Bad hätte ich nachher noch unzählige Kilometer laufen können… (was ich ja fast immer gemacht habe). An einem Tag bringen wir es auf mehr als 28000 Schritte.

Nach 2 Tagen muss Hannes weiter zu seinem letzten Arbeitseinsatz und ich darf weiter nach Kyoto. Zusammen fahren wir nach Mishima und verabschieden uns mit der Gewissheit, uns ja in nur knapp 3 Wochen daheim in Liechtenstein wieder zu sehen.

Ich blicke Hannes nach und erinnere mich an die Zeit, in der ich 1994 nach China, Tibet, Nepal gereist bin. Ach wie gerne wäre ich damals noch geblieben, ja und wie unglaublich schön war es, die Welt ausserhalb der „wem khöörsch und wer bisch-Welt“ zu bereisen.

Kyoto!

Ich übernachte eine Nacht in einem Capsule Hotel,  genauer dem  First Cabin Kyoto.  Auch hier mangelt es mir an nichts. Die Schlafkoje ist so breit wie eine Matratze, alles ist sehr sauber und zweckmässig eingerichtet, sogar ein Fernseher hängt an der Decke, das Pyjama liegt auch bereit und mit Ohropax wird das sogar zu einer ganz ruhigen Nacht. Ob ich das wieder machen würde? Ganz eindeutig ja!  Eine Nacht im Capsule Hotel ist wie Zelten, nur ohne Natur.

Nach einer Nacht ziehe ich ein paar Meter weiter in ein schönes Hotel und verbringe dort noch 4 Nächte. Kyoto bietet unglaublich viel und wie an allen Orten könnte ich auch hier noch viel länger bleiben. Im Gion Viertel von Kyoto treffe ich doch tatsächlich auf ein paar Maikos- welch ein Glück.

Die Reise geht langsam dem Ende zu.

Ich entscheide mich kurzfristig noch für eine Nacht nach Tokyo zurückzufahren, um mich mit einer anderen Japanerin zu treffen, die ich auch aus Vaduz kenne. Auch mit Eri verbringe ich einen schönen Abend in Ginza, in einem winzigen Lokal mit gutem Essen und Jazzmusik im Hintergrund.

Ich verbringe einen letzen Tag in Narita. Nun bin ich bereit nach Hause zu gehen.

Meine 17 Tage sind vorbei. Ich habe jede Nacht nur wenig geschlafen, bin täglich unglaublich viele Kilometer gelaufen und nun bin ich  einfach nur müde. Ich freue mich auf zu Hause.

Oh, ich bin euch noch eine ganz wichtige Antwort schuldig: Falten nun die Japaner die Kleider wie Marie Kondo? Ja kennen sie Frau Kondo überhaupt? Sind Japaner ordentlicher als wir?

Ich kann euch sagen: keine der Frauen hat Marie Kondo gekannt. Die Kleider falten sie nicht mehr oder weniger zu Päckchen als wir hier in Europa. Ja und ordentlicher als wir Mitteleuropäer sind sie auch nicht!

Lustigerweise habe ich das Buch von Marie Kondo erst im Flughafen entdeckt – sonst ist es mir auf der ganzen Reise in keiner Buchhandlung begegnet.

Ende gut – alles gut!

Ich komme wieder – keine Frage!

Was mir besonders aufgefallen ist /gefallen hat/ ich zu Hause vermisse

  • das gute japanische Essen: Soba Nudeln, Ramen, Sushi, Onigiri, Miso
  • die schönen Bento-Boxen und Geschenkpackungen mit Süssigkeiten
  • der beheizte WC-Ring
  • die tollen Onsen mit ihrem über 42 Grad heißem Wasser
  • die Tempelanlagen mit ihren vielen Ema ( Holztafeln)und Omamori
  • die japanische Sprache
  • die wunderschönen Frauen in  Kimonos

Mehr Infos über Japan findest du bei

www.wanderweib.de

www.asienpsiegel.ch

www.japanhoppers.com

www.22places.de

www.rapunzel-will-raus.ch

Watashi wa nihon ga suki desu!

Mata kimasu!

, , , , , , , ,

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Liebe Barbara danke für deinen tollen Reisebericht ich habe Heimweh nach Japan…… ich weiss nicht ob ich dir vor deiner Japan Reise erzählt habe dass ich in Shibuya gewohnt habe. An dieser Kreuzung bin ich mit meinem roten Fahrrad an die U-Bahn geradelt 🙂 ich verstehe dich wenn du irgendwann wieder nach Japan reisen wirst.

    Antworten
    • Liebe Petra
      Natürlich kann ich mich daran erinnern! Ich habe oft an dich gedacht und sofort verstanden, weshalb du immer von deiner Zeit in Japan geschwärmt hast…Du solltet wieder mal nach Japan und schauen, was sich in diesen 30 Jahren alles verändert hat.

      Antworten
  • Karin Gross
    Juli 4, 2019 5:19 am

    Hallo meine liebe Freundin, nun war ich grad auch noch ein wenig mit dir auf der Reise! Beim lesen konnte ich grad eintauchen in diese fremde japanische Welt. So schön dein Bericht-und es macht mich ‘glustig’…. da möcht ich auch mal hin.
    Schön das du uns teilhaben hast lassen!
    Bis bald, Karin

    Antworten
    • Liebe Karin! Herzlichen Dank für dein Feedback. Ich würde grad wieder die Koffer packen wenn ich könnte….obwohl Juli und August sind für mich nicht die richtigen Monate zum Japan bereisen. ( zu heiss und zu schwül) Barbara

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.